Volkswagen und die Autostadt

autostadt-171Ende Juni durfte ich meine Tochter und ihren Freund nach Wolfsburg begleiten. Ziel der Reise war die Autostadt des Automobilherstellers Volkswagen. Kurzum: Meine Tochter konnte ihren neuen Polo abholen.

Per Mietwagen ging es am frühen Morgen los. Schön, wenn man mal durch halb Deutschland chauffiert wird und nicht selbst am Lenker sitzt. Ich hab die Aussicht auf dem Rücksitz zumindest genossen. Der „Herr der Pedale“ hatte sich eine Menge Arbeit gemacht und diverse Zwischenziele ausgearbeitet, denn wir sind bereits einen Tag früher angereist. Die Abholung des PKW sollte tagsdrauf am nächsten Nachmittag geschehen.

Zwischen Minden und Bielefeld (Ja, diese Stadt gibt es wohl doch !) liegt die Porta Westfalica. Und autostadt-001hier auf dem Höhenzug, mit herrlichem Blick über das Wesergebirge, steht das 88 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Es wurde von 1892 bis 1896 errichtet. Bereits aus großer Entfernung war es bestens zu erkennen und merkwürdiger Weise war der Ort an diesem Tag auch nicht zu sehr überlaufen. Recht imposant, wenn man zu „Willi“ und seiner ausgestreckten Hand hochschaut. Kurzer Spaziergang bergab (unter Nutzung kleiner Abkürzungen) zurück zum Auto und weiter zur nächsten Etappe.

Mittlerweile von NRW in Niedersachsen angekommen erreichten wir den Ort Steinhude, direkt am autostadt-010gleichnamigen Meer gelegen. Zeit, sich mal die Beine zu vertreten und einen kleinen Spaziergang an der Strandpromenade zu machen. Der kleine Hunger wurde bei tollem Wetter mit einem Backfischbrötchen gestillt, Tretbootfahrer und Enten beobachtet, eine Gedenkmünze geprägt und letztendlich gabs bei der Weiterfahrt noch eine kleine, teure zusätzliche Überraschung. Denn Touristen zieht man offensichtlich gerne das Geld aus der Tasche. Besser schnell ab nach Wolfsburg.

Zu Wolfsburg muß man eigentlich nicht viel sagen. Klar, größter und bekanntester Arbeitgeber ist Volkswagen. Aber man sieht tatsächlich auch die ein oder andere Automarke hier fahren.

autostadt-034Kurz zur Geschichte: Am 26. Mai 1938 wurde durch Adolf Hitler der Grundstein für das Volkswagenwerk auf der Nordseite des Mittellandkanals gelegt, wo der bekannte VW Käfer gebaut wurde. Um die Arbeiter unterzubringen, sollte in unmittelbarer Nähe eine neue Stadt entstehen. Interessant auch: Der Bau von Kirchen wurde ab 1940 bewusst ausgeschlossen, da Wolfsburg eine Stadt ohne Kirchen werden sollte. Bereits zu dieser Zeit wurde der Einsatz von ausländischen Facharbeitern (unsere späteren Gastarbeiter ?!) in Erwägung gezogen. Im Zweiten Weltkriegs diente das neu gebaute Autowerk vor allem der Rüstungsindustrie. In den für die Produktion der KdF-Wagen (später: Käfer) gebauten Hallen wurden Kübelwagen, Ersatzteile für Panzer und andere Rüstungswaren produziert. Am 11. April 1945 wurde das Werk Ziel von alliierten Luftangriffen und durch Bomben zu zwei Dritteln zerstört.

Etappe 3 führte zum Sightseeing in die Stadt, zum Schloss Wolfsburg, wo gerade die Aufbauarbeiten für einen exklusiven Markt liefen, und danach zum Allersee. Dies alles liegt sehr komprimiert und direkt am Mittellandkanal gelegen, an den auch das VW-Werk angrenzt. Genauso wie die nette kleine Pension, die als Übernachtung auserkoren worden war. Mit einem leckeren Abendessen ließen wir den Tag hier ausklingen, denn am folgenden Tag gings früh ins benachbarte Werk.

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Der komplett verchromte Bughatti Veyron war schon nett anzusehen. Hab mal nach dem Preis gefragt, war auch nett…

Wecker, Frühstück, ab zu VW… Wurde auch Zeit, denn unser Chauffeur wurde immer nervöser. Auch wenn die feierliche Übergabe des kleinen blauen Autos noch einige Stunden dauern sollte. Aber auch für diesen Tag hatte der „Reiseleiter“ wieder einiges in petto. Mietwagen loswerden und erstmal das Geschäftliche in Angriff nehmen. Also Nummernschilder abgeben, Gutscheine holen, Attraktionen klarmachen. Der freundliche Herr am Kundenschalter war die Ruhe selbst, regelte noch das ein oder andere „Falschgebuchte“ und ab in die Autostadt selbst. Die Herren der Chefetage scheinen Springbrunnenfanatiker zu sein, denn bewegtes Wasser gibt es reichlich auf dem riesigen Gelände. Und natürlich Autos, wohin man auch blickt. Zur Werksführung gings dann übrigens mit dem Schiff über den Kanal. Runter vom Kahn, rein in die Bimmelbahn. Ganz schön warm in den Dingern, zum Glück machte unsere Führerin in den Werkshallen die Schiebetüren auf. Bekannter Geruch in der mechanischen Bearbeitung, viele Roboter in der  Karosseriefertigung, aber alles geht sehr ruhig und gelassen ab. Keine Hektik am Fließband, wie man vielleicht vermuten würde. Aber viele Studenten, die neugerig auf die Besucher in der Bahn schauen. Man kam sich vor wie im Zoo, nur andersherum ;-).

autostadt-097Egal…später dann dicke Karpfen streicheln, durch einen Dufttunnel spazieren und die unzähligen Pavillons besuchen, in denen die schicken neuen Autos ausgestellt sind, die zum Konzern gehören. Audi, Porsche, Seat, Bughatti, Lamborghini, usw. Das Haus der Geschichte mit allerlei Marken verschiedener Epochen, Designstudien, der (zugegeben nicht gerade günstige) Zubehörshop und die „Türme“. Hier parkt der Hersteller die Autos, welche am selben Tag abgeholt werden vot der Aufbereitung. Und dann war es um den Reiseleiter geschehen, denn ich hatte das „Objekt der Begierde“ im Erdgeschoss dort entdeckt. Endlose Stunden sollten noch vergehen, bevor die Einweisung und Abholung angesetzt war. Mit einer Turmfahrt (so kamen wir dem Auto schonmal recht nah) kam Abwechslung ins Spiel. In einer Glaskabine fährt man 20 Stockwerke hoch und hat von dort oben einen tollen Blick über das Werksgelände und die Stadt.

Der Hunger wurde mit der bekannten VW-Currywurst gestillt, die dort in Eigenregie hergestellt wird und ein Markenzeichen ist. Gut, für mich als Fordbesitzer war das Neuland. Aber lecker wars.. Der Reiseleiter wurde indes immer nervöser. Eine Geländewagenfahrt mit Touareg oder Tiguan konnten wir zwar nicht mehr einbauen, dafür wurde es elektrisch. Der E-Golf stand zur Probefahrt bereit und ich durfte als Erster ran. Zügig und leise ging es mit der überaus freundlichen Mitarbeiterin ab in die Stadt. Sie machte einen mit den wichtigsten Funktionen vertraut, erklärte ausführlich das Eneregierückgewinnungprozedere und achtete auch peinlich genau auf die Benutzung desselben. Anstrengend, aber ich konnte „sparen“, bzw. Energie erzeugen. Natürlich gabs auch mal ne Stelle zum „Gasgeben“. Geht gut ab, sollte aber künftig mehr Kilometer schaffen. Fahrerwechsel, der Reiseleiter fuhr nun auch elektrisch. Die Tochter schwieg und genoss…

Dann rein ins Hauptgebäude und erstmal ein paar neue Autos angeschaut. Schön, neu und …leider teuer. Die Suche nach einem Hauptsponsor geistert durch den Hinterkopf, denn der ein oder andere Tiguan oder Passat sah doch recht interessant……..Stop, abgehakt !

autostadt-158Kurzer Blick des Organisators über die Brüstung… Jaaaaa, da steht er ja schon. Blöd nur, das noch einige Zeit ins Land gehen muß. Also nochmal Autos gucken….leider immer noch zu teuer. Das riesige, runde Dingsbums an der Decke klappert mit jedem neuen Namen wie die Anzeige am Flughafen. Leider kommt da noch nicht der Name meines Nachwuchses. Erneuter Blick in den Abgrund – Jo, steht immer noch da und wartet. Durst ? – Nein, denn jeden Moment könnte da der Name stehen. Dann endlich, 16:41 Uhr, der Aufruf ! Wäre da nicht die Frau von VW, die vorweg geht, unser Reiseleiter wäre bestimmt als Erster unten gewesen. Die Übergabe geschah dan in aller Ruhe, soweit ich das aus sicherer Entfernung beurteilen konnte. Alles schien wie bestellt verbaut worden zu sein. Kurzes Foto für das VW-Erinnerungsalbum – Abfahrt…

autostadt-170Natürlich nur fix vors Stadion und die Sonne für erste Fotos ausgenutzt. Und siehe da, die freundliche Mitarbeiterin der Testfahrt hatte gerade Feierabend, grüßte nett aus ihrem VW (was auch sonst für eine Marke ?) und wünschte uns Gute Fahrt ! Zwei tolle Tage, gemütlich gesessen, viel gelaufen und gesehen und natürlich auch fotografiert.

Nochmals Danke, ihr Zwei !!!