Ausbildung in Eigenregie übernommen

Florian Sauer von  der Feuerwehr Lindlar lud mich und einen weiteren Kollegen zum Ortstermin ins Industriegebiet Klause. Dort haben die Wehrleute ein wichtiges Seminar in Theorie und Praxis abgehalten:

9-10-2016absturz-vor1[Bilder: Michael Gauger  — Sicheres Klettern und Abseilen lernten die Lindlarer Feuerwehrleute an drei Tagen]

Lindlar – In eigener Verantwortung hat die Freiwillige Feuerwehr Lindlar erstmalig Mitglieder zum Thema Absturzsicherung ausgebildet – Seminar ist erfolgreich abgelaufen

Zum Einsatzspektrum der Feuerwehr gehören auch Einsätze in Höhen oder Tiefen, z.B. Unfälle auf Baustellen, Dachstuhlbrände, Unfälle in Silos oder in Gruben, wie der stellvertretende Feuerwehrsprecher Florian Sauer beim Ortstermin berichtet. Für die Benutzung eines für diese Einsätze vorgesehenen, speziellen „Gerätesatzes Absturzsicherung“, der seit 2009 auf allen Löschfahrzeugen der Einheiten mitgeführt wird, ist jedoch ein zuvor besuchtes Seminar Pflicht. Der Oberbergische Kreis bietet seit 2011 diese spezielle Fortbildung kreisweit an, jedoch werden zur Zeit nur etwa 20 Kameraden im Jahr ausgebildet. „Bei 13 Kommunen im Kreisgebiet kann man die Plätze für uns natürlich an einer Hand abzählen“, bedauert Sauer die herrschenden Umstände, „dazu kommt noch die Tatsache, das Lindlar diese zudem auf vier Einheiten verteilen muß.“

9-10-2016absturz1[Rohbau und Baukran dienten als Übungsobjekte.]

Um diesen Zustand zu verbessern, hat Brandinspektor Klaus Weber von der Löschgruppe Frielingsdorf vor geraumer Zeit eine entsprechende Ausbildereignung am Institut der Feuerwehr (IdF) in Münster erworben. Am vergangenen Wochenende wurden die ersten 12 Teilnehmer aus den Einheiten Lindlar, Frielingsdorf/Scheel, Hohkeppel und Remshagen theoretisch und praktisch geschult. Nach einer zweistündigen Theorieeinheit am Freitag wurden am Wochenende zwei Blöcke von 10, bzw. 6 Stunden Praxis abgehalten. Zur Theorie gehörten das Kennenlernen des 39-teiligen Gerätesatzes, diverse Knoten zum Sichern und Abseilen, sowie medizinische Gefahren bei Unfallopfern. Zu letzteren zählt z.B. das sogenannte „Hängetrauma“, ein Schockzustand, der bei längerem bewegungslosen Hängen in einem Gurtsystem auftreten kann.

9-10-2016absturz2[Patrick Dedy (LG Hohkeppel) zeigt eine Bandschlinge, die beim Vorsteigen mehrfach zur Sicherung gesetzt wird.]

Zum praktischen Teil gehörte unter anderem das Üben der Selbstrettung, wenn z.B. einem Feuerwehrmann im Einsatzfall der Rückweg versperrt ist oder die Situation einen Ausstieg aus einem höhergelegenen Fenster notwendig macht. Aber auch das sogenannte „Vorsteigen“, also selbstständiges Klettern mit entsprechender Eigensicherung und Absicherung durch Kameraden, konnte im Hochregal der Firma Holz Richter, an einem Baukran und einem im Rohbau befindlichen Gebäude realisiert werden. Des Weiteren demonstrierten Felix Lob (LG Remshagen), der einen im Gurtzeug hängenden Arbeiter spielte und sein „Retter“ Alexander Fuchs (LG Hohkeppel), wie eine Person aus dem zweiten Obergeschoss eines Rohbaus fachgerecht abgeseilt wird.

9-10-2016absturz3[Zum Gurtzeug gehört ein sogenanntes „Falldämpferpaket“ (links), welches diesen im Falle eines Falles nicht ruckartig stoppt.]

Ausbilder Klaus Weber zeigte sich vom Ablauf und dem Engagement seiner Zöglinge sehr zufrieden. Am Ende erhielten die Teilnehmer ein entsprechendes Zertifikat über ihre Eignung, bzw. Befähigung. „Vor allem die kleine Gruppe ermöglichte es, das jeder an den jeweiligen Übungsstationen oft genug an die Reihe kam“, freute sich Weber. Der Lerneffekt war dadurch recht hoch. Das Interesse am Seminar war groß, berichtet Florian Sauer und ist sicher das noch weitere folgen werden. Die Teilnahme daran ist selbstverständlich freiwillig, denn Schwindelfreiheit sollte gegeben sein. Nun kann die Höhenrettungsgruppe des DRK Kreisverband Oberbergischer Kreis, die im Ernstfall stets gerufen wird, künftig unterstützt werden, bzw. die ausgebildeten Lindlarer Kameraden können vorab entsprechende Vorbereitungen zur Rettung betroffener Personen treffen.

Artikel in redaktionell leicht gekürzter Form auch bei Oberberg-Aktuell