Saisonende mit Vizemeistertitel gekrönt

 

[Bilder: Chris Schotanus, GT4-Series — Beim Finale der Rennserie wechselte Jörg Viebahn kurzfristig auf einen BMW als Einsatzfahrzeug.]

 

 

Engelskirchen – Jörg Viebahn konnte sich nach einem arbeitsreichen Wochenende den Titel als Vizemeister in der GT4-Serie sichern – Ein Teamwechsel machte den Start in letzter Minute noch möglich.

Das große Finale der GT4 European Series fand kürzlich auf der Traditionsrennstrecke von Monza in Italien statt. Der 5,793 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitskurs diente als Austragungsort für die endgültige Entscheidung um die Krone in dieser Rennserie. Der noch amtierende Europameister Jörg Viebahn aus Engelskirchen wollte dort seine letzte, nur noch minimale, Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung nutzen. Die Rechnung besagte, dass er mit zwei Siegen und der Tatsache, dass die zu diesem Zeitpunkt führenden Bernhard von Oranje und Ricardo van der Ende (beide Niederlande) mit ihrem BMW M3 GT4 nicht über Platz 5 hinauskommen, den Titel noch erringen könnte.

[Die Titelverteidigung gestaltete sich im malerischen Monza recht schwierig.]

 Jörg Viebahn war jedoch realistisch und glaubte zwar nicht an Wunder, aber Versuch macht bekanntlich klug. In Monza trat der Europameister dabei allerdings nicht mit seinem gewohnten Partner und Team an. Er fuhr gemeinsam mit dem Niederländer Simon Knap einen BMW M3 GT4 von Ekris Motorsport. Viebahn erklärt den Wechsel in allerletzter Minute so: „Für mich lag in dieser Saison der Schwerpunkt auf der GT4-Europameisterschaft, die VLN Langstreckenmeisterschaft war nur ein Nebenschauplatz. Das Team PROsport Performance hat seinen Sitz direkt am Nürburgring und auch sein Hauptgeschäftsfeld dort. Da wir nur noch äußerst geringe Meisterschaftschancen haben und zeitgleich ein VLN-Rennen auf dem Ring stattfindet, hat das Team entschieden, nicht in Monza anzutreten.

Da er als Titelverteidiger aber logischerweise in Italien fahren wollte, musste er sich schnell nach einer Alternative umsehen. Der Zufall half hier weiter. Das Team Ekris suchte, nachdem der Niederländer Christian van Oranje durch Krankheit nicht einsatzbereit war, einen Ersatzfahrer. „Da ich freigestellt war, hat Ekris mich telefonisch kontaktiert und wir sind uns schnell einig geworden“, freute sich Viebahn über dieses Angebot. Im Jahr 2010 hatte er das Einsatzfahrzeug, einen BMW, seinerzeit mitentwickelt und auch bei der VLN in Dubai gefahren. Da sollte die plötzliche Umstellung nicht schwer fallen. Viebahn wusste, er musste in beiden Rennen zumindest vor dem gegnerischen Chevrolet Camaro von Marcel Nooren und Jan-Joris Verheul (Niederlande), die beiden in der Meisterschaft Drittplatzierten, ins Ziel kommen, um sein Minimalziel noch zu erreichen. Doch wie sah die Realität am Rennwochenende aus ?

[Beim Start vermied der BMW-Pilot (Nr. 8) bewusst den Kontakt mit seinen Gegnern.]

Viebahn nutzte die freien Trainings intensiv, um sich möglichst schnell an die Strecke und den BMW zu gewöhnen, der sich komplett anders fahren ließ, als zuletzt der Porsche. Dies gestaltete sich nicht einfach und so stellte Viebahn den Wagen im Qualifying auf Startplatz Zehn ab, sein Teampartner Simon Knap (Niederlande) sollte vom fünften Platz starten dürfen. „Das war nicht besonders gut. Ich wusste zwar, wo die Fehler lagen, konnte es aber im Zeittraining noch nicht richtig umsetzen“, zeigte sich Viebahn im Anschluss enttäuscht. Viebahns BMW mit Knap am Steuer erlitt direkt beim Start des ersten von zwei Rennen bei einer Kollision einen Reifenschaden und büßte durch den nötigen Boxenstopp mehr als eine Runde ein, damit war für den Engelskirchener die Meisterschaft bereits zu diesem frühen Zeitpunkt gelaufen. Am Ende sollte es noch zu einem fünften Platz reichen. Die Markenkollegen Bernhard von Oranje und Ricardo van der Ende (beide Niederlande) holten Platz drei und sich so den Europameisterschaftstitel.

 

[Jörg Viebahn (2. von rechts) bei der Siegerehrung.]

 Ziemlich unter Druck stehend, ging es tags darauf in den zweiten Lauf. Das Team hatte zwischenzeitlich eingehend die Daten studiert und die Umsetzung auf der Strecke funktionierte. Viebahn hielt sich klugerweise aus dem Startgetümmel heraus und arbeitete sich im Nachhinein Runde für Runde an die Spitze des GT4-Feldes. Diese Position konnte Teamkollege Knap nach dem obligatorischen Pflichtstopp halten und schließlich als Sieger über die Ziellinie fahren. Viebahn holte mit seinem dritten Saisonsieg den Vizetitel und freute sich: „Platz Zwei ist auch nicht zu verachten. Aber besonders stolz bin ich, dass ich drei Siege auf drei verschiedenen Autos geholt habe. Mit der Ginetta in Misano, mit dem Porsche in Paul Ricard und dem BMW in Monza. Die Atmosphäre hier in Italien war toll, ein würdiger Saisonabschluss.“