Im Laufe der Jahre hat man sich als Hobbyfotograf in einigen Kreisen einen Namen gemacht. In meinem Fall lautet dieser schonmal „Karl oder Karla Kolumna, Papa Razzi“, usw…
Das ist toll, läßt einen schmunzeln und hat in der Folge auch die Bekanntschaft vieler netter Menschen, Gruppierungen oder Institutionen nach sich gezogen. Bei der ortsansässigen KG Närrische Oberberger reicht es mittlerweile zu einem „Hoffotograf“, bin ich doch seit vielen Jahren mit dem Tanzkorps Rot-Weiss unterwegs und habe mich ein wenig „hochgearbeitet“.
Auf Einladung des diesjährigen Bauern Uwe konnte ich Dienstags (ein Wochenende war für mich absolut nicht drin) mal einen Abend mit auf die Rolle gehen. Trotz eines Wochentages war eine stattlich Anzahl Adjutanten, zwei Mariechen und Senatspräsident Reinold Müller mit dabei. Letzterer übernahm zugleich erneut die Aufgabe des Prinzenführers.
Startpunkt ist und war bei Hoffriseur Hagen. Hier ist die Schaltzentrale, wo man sich „parat“ macht. Schminken, Perücken auf und Ankleiden geschieht mittlerweile, so kurz vor Weiberfastnacht, natürlich routinemässig. Die anstehende Termine werden abgesprochen. Ein Getränk noch, dann ruft der Prinzenführer zum Aufbruch. Der Tagesplan sieht den Besuch des Arbeitsausschusses mit deren Paragrapheneinlösung, mehrere Geburtstagsbesuche, einen ungeplanten Hausbesuch und ein Silberhochzeitspaar im etwas weiter entfernten Siegerland vor.
Es ist 18.00, Müller steht vor der Gaststätte Nusch und drängt darauf sich zu Sammeln und einzumarschieren. Zeremonienmeister Sven Döpper, dessen Spezies aufgrund grüner Arbeitskleidung seit jeher liebevoll „Frosch“ betitelt wird, hat bereits die Einmarschmusik in der Gaststätte abgeliefert. Also nix wie hinein in die gute Stube. Jungfrau Ursel reiht sich ein, der Bauer tauscht heute mal seinen stattlichen Hut gegen eine Kappe und muß sich in der Tür nicht verrenken, Prinz Michael II. geht zum Schluß. Ein Banner für das Standortquartier hatten die Tollitäten als Ersatz-Paragraph gefordert. Harry Schwichtenberg, der Vorsitzende des „A-Teams“, wie der Arbeitsausschuss nunmehr genannt wird, zelebrierte das Geschehen und augenzwinkernd merkte er an, das keine genaue Definition über die Größe des Banners stattgefunden habe.
Bauer Uwe sah seine Felle dahinschwimmen. Doch wer Harry kennt…
Nachdem die erste Version nur ein einfacher Ausdruck war, der war von Version 2.0 schon etwas überzeugter. Paßte in einen Bilderrahmen, war beständiger und sah schon gut aus. Bis Harry ein nahezu 3m langes Banner aus dem Nebenraum holte und die Tollitäten strahlen ließ. Logisch das der traditionelle Ausruf auf die Jungs vom A-Team hier im Standortquartier der Schlossgarde mit einem dreifachen „Attacke – Quadt“ endete.
Ab in die Autos, für mich findet sich ein gemütliches Plätzchen im Bauernbus. Fahtrichtung Loope, kurzer Abstecher im Ortsteil Steeg. Hier gilt es auch mal fix Danke zu sagen. Smalltalk, Ordensübergabe, Allaf und Kall-Du, nun aber weiter nach Loope selbst. Hier steht ein Überaschungsbesuch an. Beim Mütterkaffee hatte sich die Jungfrau als sehr zielsicher herausgestellt, sein vermeintliches Opfer als nicht sehr „fang-stark“. Ein liebgemeintes Strüßjer fand nicht den Weg in die Hände, sondern ging ins Auge. Glücklicherweise nicht dramatisch, trotzdem gabs für die nette Dame, die sich wunderte was da gerade zu später Abendstunde so alles anrückt, Blumen und einen Orden des Dreigestirns.
Einmal im Ort, wenige Straßen weiter – ein Doppelgeburtstag. Kein Wunder das der „Frosch“ ein wenig nervös ist – gehören Sabine und Christoph doch zur Familie. Ein Heimspiel also. Platz ist in der kleinsten Hütte, selbst wenn ein Schmölzchen nebst ihrer Fahrer (und dem Sondergast) anrückt, der auch noch fotografiert. Auch hier, bei der Vorstellung, prescht „uns Ursel“ einmal quer durch die Hütte und verzückt die Partygäste. Die Tollitäten nehmen sich Zeit, ein Snack in der Küche steht bereit und natürlich gibt’s nach einem Bierchen auch den Orden für die Geburtstagskinder (ein Begriff, der den Prinzen doch ein wenig zweifeln läßt). Noch schnell zwei, drei Gruppenbildchen – Abmarsch, natürlich standesgemäß.
Jetzt also nach „kurz hinter Olpe“…ein sehr dehnbarer Begriff, wie einige Teilnehmer der heutigen Reisegruppe lernen sollten. So schnell können aus 45 Kilometern mal eben 70 werden. Machte aber rein garnix, die Stimmung im, nun fast vollbesetzten, Bauernbus war Klasse. So mancher virenkillender Schnaps machte im hinteren Bereich die Runde. Fahrer Aaron sorgte für Musik und als Ausrufer sollte er später auch kein schlechtes Bild hinterlassen (evtl. wurde hier die Jungfrau 2020 entdeckt ??). Und das es kölsche Glückskekse gibt sollte ich hier auch erfahren. Der kurzweilige Trip mit etlichen Seitenhieben und Frozzeleien endete also im Siegerland. Gardist Peter feierte seinen 50. Geburtstag und zugleich die Silberhochzeit mit Gattin Sonja. Die Nachbarschaft war wohl eingeweiht, da vom Navi irrgeleitete Karnevalisten bestimmt nicht oft im nächtlichen Wilnsdorf auf den rechten Weg gebracht werden.
Der Einmarsch verzögerte sich, denn Ursel mußte vorab fix aufs Töpfchen. „Ein Mädchen halt“, wie der Tross schmunzeld bemerkte. CD rein, Musik an – hier kommen die Oberberger ! Ein toller Moment, der Hausherr hält sich die Pumpe und weiß zunächst garnicht wie ihm geschieht. Die Überraschung war gelungen !
Tatsächlich hatten hier Eingeweihte vorab im Wohnzimmer reichlich Platz für die Truppe geschaffen, auf Nachfrage hieß es: „Falls jemand tanzen will“, was Peter so hinnahm. Gern nahm man die vorbereiteten Speisen und die Getränke an, auch wenn es hier – fernab jeder Kölschbrauerei – Pils zu trinken gab. Zumindest die Marke stammte aus der Heimat. „Kammer trinken“, sprach der Prinz und nahm sich ein Erzquell. Auch die Gäste des Paares zeigten sich am Treiben der munteren Gesellschaft interessiert, hatte Peter doch unbewußt bereits Werbung für den Engelskirchener Karneval betrieben. Nun war er in Wohnzimmer eingerückt.
Rasch hatte der Hausherr nach dem Einmarsch natürlich die Orden angelegt gehabt, so konnte er standesgemäß ein gerahmtes Bildchen des Schmölzchens in Empfang nehmen, die Gattin erhielt natürlich ein Blumengebinde. Beim Abschied gabs noch einen Mottosschal für Beide und nachdem auch die Technik mitmachte, die Sessionslieder mitten vorm Kachelofen. Selbstverständlich bestanden beide noch auf ein Erinnerungsfoto im Torbogen vor dem Haus.
Achja, die achtlos auf dem Wohnzimmertisch herumliegende Digitalkamera dürfte jetzt auch etliche Erinnerungsfotos (made bei Adjus) mehr auf der Speicherkarte haben.